ARCHIV: WILDE BLÜTEN

nach Oscar Wilde

 

 

Produktion des THEATERS DES HÖLZERNEN GELÄCHTERS, München

Leitung: Sonja Graf und Markus Hummel

Mit: Sonja Graf, Markus Hummel

La Cantina, München Juli 2023

 

- „Man erwartet mich in Ägypten“, sagte der Schwalberich. Meine Freunde fliegen schon über dem Nil auf und ab und unterhalten sich mit den Lotusblüten. Bald werden sie sich im Grabe des Großen Königs schlafen legen. Er ruht dort in seinem bemalten Sarg, eingehüllt in gelbes Leinen und balsamiert mit wohlduftenden Gerüchen. Um seinen Hals liegt eine Kette aus bleichgrüner Jade und seine Hände gleichen verwelkten Blättern." - „Schwalbe, Schwalbe, kleine Schwalbe“, sagte der Prinz, „willst du mein Bote sein? Willst du  noch eine Nacht bei mir bleiben?" 

 

Immer wieder versteht es der glückliche Prinz, eine vergoldete Statue auf einem schlanken Sockel hoch über der Stadt schwebend, die kleine Schwalbe von ihrem Flug nach Ägypten abzubringen und mit seinen Gaben zu den Ärmsten zu schicken bis der Botendienst leise und traurig zu Ende geht. Bei der Geburtstagsfeier der Infantin hingegen wissen sogar die klatschsüchtigen, bösartigen Blumen von der vermeintlichen Hässlichkeit eines verliebten Zwerges zu berichten. Dieser muss sich schließlich selbst erkennen. Der Augenstern seiner Liebe aber, die kindlich-grausame Gastgeberin, bleibt mit Herzlosigkeit und Blindheit geschlagen. Daraufhin beginnt auch noch das Feuerwerk zu tuscheln, da eine wirklich angeberische Rakete vergeblich auf ihre sensationelle Zündung hofft... 

 Federleicht kommen auf den ersten Blick die romantisch-poetischen Märchen von Oscar Wilde (1854 - 1900) daher, einem der bedeutendsten irisch-britischen Autoren und vor allem berühmt für seinen Wortwitz und die geschliffenen Dialoge seiner Gesellschaftskomödien. Doch unter der schillernden Oberfläche der phantastischen Geschichten treten nicht nur Verkehrungen und Paradoxien zutage, sondern der Dichter entlarvt ebenso mit leiser Ironie und spitzer Feder menschliche Schwächen und Abgründe, die er bis ins Groteske verzerrt.

 

Das Theater des hölzernen Gelächters folgt der kleinen Schwalbe auf ihrem Flug in Oscar Wildes traurig-schöne Welt, in der das eigene Spiegelbild am Ende eines verlassenen Ballsaales die letzte Konsequenz bereithält: die unmögliche Möglichkeit einer großen, unerfüllbaren Liebe. Und dennoch: ein Abend, nicht ausschließlich für Erwachsene... 

 

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